Predigt zu Jak 2,14-26 am 20.10.2019 in der Schlosskirche Meerholz

Predigt zu Jak 2,14-26

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Liebe Gemeinde!

Überlegen Sie mal, was sie denken oder glauben. Welchen der folgenden Aussagen würden Sie zustimmen. Wir machen das mal sicherheitshalber ohne Melden heute.

  1. Wenn wir sterben und vor Gott stehen, dann wird er in seinem großem goldenen Buch nachsehen und wenn wir mehr gute Dinge getan haben als schlechte, dann kommen wir in den Himmel.
  2. Ich muss nur dran glauben, dass Jesus für mich gestorben ist, dann komme ich in den Himmel.
  3. Wer als Christ nicht bestimmte Dinge tut, ist kein Christ.
  4. Ich bin „christlicher“ als viele die dauernd in die Kirche rennen, weil ich vielen anderen Menschen helfe.
  5. Jesus Christus ist die Brücke zu Gott, auch für die schlechten und bösen Menschen.

Keine Ahnung, was Sie glauben und denken, liebe Gemeinde, aber heute geht es ums Eingemachte. Kann jemand Christ sein, an Gott glauben, von Nächstenliebe und Gottesliebe sprechen und sie empfangen, wenn aus dem Glauben keine Taten folgen? Diese Frage stellt der heutige Predigttext von Jakobus, den ich ihnen gleich vorlesen werde. Oder ist der Glaube an Gott auch schon ohne Taten etwas wert und die guten Taten sind einfach nur das Ergebnis des Glaubens, wie es vielleicht Paulus sagen würde oder auch Martin Luther. Sind wir also schon Christen, bzw. wird Gott uns annehmen wenn wir uns zu Jesus Christus bekennen, allein wenn wir an Gott glauben? Jakobus sagt in der Bibel eindeutig NEIN.

Doch hören Sie selbst in der Übersetzung der Basisbibel was Jakobus im Jakobusbrief im 2. Kapitel in den Versen 14-26 sagt:

Meine Brüder und Schwestern, stellt euch vor: Jemand behauptet, an Jesus zu glauben. Was nützt ihm das, wenn er seinen Glauben nicht in die Tat umsetzt? Kann dann der Glaube ihn retten? Und weiter: Ein Bruder oder eine Schwester hat keine Kleider. Ja, er hat nicht einmal das tägliche Brot zu essen. Einer von euch könnte nun zu ihnen sagen: »Friede sei mit euch, ihr sollt es warm haben und satt sein!« Was nützt das, wenn ihr ihnen nicht gleichzeitig gebt, was sie zum Leben brauchen? So ist es auch mit dem Glauben: Wenn er allein bleibt und nicht in die Tat umgesetzt wird, ist er tot. Es könnte nun jemand einwenden: »Der eine hat den Glauben, der andre hat die Taten.« Dem würde ich antworten: Zeige du mir erst einmal deinen Glauben, der nicht in die Tat umgesetzt wird.

Ich kann dir jedenfalls an meinen Taten zeigen, was Glaube wirklich ist. Du glaubst an den einen Gott? Das ist gut so! Sogar die Dämonen glauben an ihn und zittern vor Angst.

Du törichter Mensch, willst du es denn nicht einsehen: Ein Glaube, der nicht in die Tat umgesetzt wird, ist nutzlos! Ist nicht Abraham, unser Stammvater, aufgrund seines Handelns von Gott für gerecht erklärt worden? Er legte nämlich seinen Sohn Isaak als Opfer auf den Altar.

Daran kannst du sehen: Sein Glaube und sein Handeln wirken zusammen. Und erst das Handeln bringt den Glauben zum Ziel. Genau das ist gemeint, wenn die Heilige Schrift sagt: »Abraham glaubte Gott, und das rechnete ihm Gott als Gerechtigkeit an.« Und deshalb nennt die Heilige Schrift ihn »Freund Gottes«.

Ihr seht also: Der Mensch wird aufgrund seiner Taten von Gott für gerecht erklärt und nicht nur aufgrund seines Glaubens. War es bei der Prostituierten Rahab nicht genauso? Aufgrund ihres Handelns wurde sie für gerecht erklärt. Sie hatte ja die Kundschafter Israels bei sich aufgenommen. Und dann half sie ihnen, auf einem geheimen Weg aus der Stadt zu fliehen. Ohne den Geist ist der Körper tot. Genauso ist auch der Glaube tot, wenn er nicht in die Tat umgesetzt wird.

Liebe Gemeinde,

geht es ihnen wie mir, dass Sie immer dachten, Luther und Paulus haben das aber ganz anders gesagt? Nur der Glaube zählt? Hier wird die andere Seite besonders stark betont… Ja und überhaupt der Ton… Ganz schön polemisch kommt es mir vor, wie Jakobus sich da scheinbar gegen die Glaubensseligkeit sola fides, allein aus Glauben abgrenzt. Du törichter Mensch, willst du es denn nicht einsehen: Ein Glaube, der nicht in die Tat umgesetzt wird, ist nutzlos! Wer A sagt muss auch B sagen, wer glaubt muss das durch seine Taten zeigen. Sonst gilt es nicht. Und irgendwie hat Jakobus ja recht.

Relativ eindeutig ist das, wenn wir mal schauen, was einfach überhaupt nicht mit dem Glauben an Jesus vereinbar ist: Zum Beispiel der vielfältige Missbrauch von Kindern, der in beiden Kirchen von Kirchenleuten begangen wurde. Das geht schon rein menschlich nicht, erst recht nicht für Leute die sich Christen nennen und schon gar nicht, für Menschen die ganz besonders für die Kirche stehen, für die Pfarrer. Hier ist ganz eindeutig zu sagen, dass hier der Glauben an Jesus aufs schrecklichste verraten wurde und wird.

Christen bringen auch niemanden um… das verbietet der Glaube… aber halt, schon hier wird die Sache schwieriger. Bonhoeffer hat sich als bekennender Christ, der sich gegen die NAZItreue Deutsche Kirche gestellt hat dafür entschieden, zumindest zu versuchen Hitler umzubringen. Er sah sich in einer Situation, in der er sich in jedem Fall schuldig machen würde: Nicht beim Attentatsversuch mitzumachen, würde vielen tausenden weiteren Menschen das Leben kosten, wie man gesehen hat, und mitzumachen würde das Gebot Gottes verletzen. Du sollst nicht töten!

Noch uneindeutiger wird es, wenn wir auf das Handeln der Christinnen und Christen heute schauen: Darf ich als Christ nur noch Fahrradfahren, weil ich nur so die Umwelt schütze? Oder ist es in Ordnung, wenn ich mir mit Kreuzfahrten meine Co2 Bilanz versaue? Verrate ich meinen Glauben, wenn ich an der Ampel über den Idioten vor mir schimpfe? Darf man als Christ bei der Steuer schummeln? Bin ich der Liebe Gottes nicht mehr würdig, wenn ich in der Pflege meines dementen Angehörigen mal die Geduld verliere und ihn anschreie? Verliere ich mein Anrecht darauf, Christ zu sein, wenn ich mal einen Sonntag in der Kirche verpasse?

Natürlich nicht, liebe Gemeinde. Solche Dinge passieren, aus Unachtsamkeit, aus Unwissenheit und vor allem weil wir auch als Christen Menschen sind und bleiben und in vielen Dingen der Vergebung und der Gnade Gottes bedürftig.

Und doch nehme ich der Partei, die vorgibt das „christliche Abendland“ retten zu wollen ihr Interesse für den christlichen Glauben bzw. ihr Bewegtsein durch den christlichen Glauben nicht ab, wenn da zugleich durch wohlgesetzte Worte Hass und Fremdenfeindlichkeit geschürt wird. Dort werden massiv Grenzen der Menschlichkeit verletzt. Jesus würde solche Dinge nicht zulassen und vielleicht liebe Gemeinde ist das auch schon ein guter Maßstab, an dem wir unsere eigenen Taten, wenn wir denn Christen sein wollen, messen können: Würde Jesus das auch tun? Oder sich immer wieder die Frage stellen: Was würde Jesus tun oder sagen? Wenn ich das sagen kann über mein Tun, Ja, dann kommt Glauben an eines seiner Ziele: Dann wird der Glaube mit Leben erfüllt. Dann entspricht das Tun dem inneren Sein. Dann entspricht das Reden dem Tun.

Dem würde auch Paulus nicht widersprechen. Bei ihm wäre die gute Tat, das richtige Handeln nur eben keine Bedingung für die Liebe Gottes, denn diese ist unbedingt und wird vor allen Taten dem Menschen, der sich an Gott wendet zugesprochen. Immer wieder und immer wieder als Geschenk und unverdienbar. Gott sei dank übrigens… denn was wäre denn sonst mit den Menschen, die nix mehr tun können?

Für Paulus und Luther erwachsen erst aus dem geschenkten Glauben und der Liebe Gottes gute Taten. Weil Gott mich mit Liebe erfüllt, mir seine Liebe und sein Vertrauen entgegenbringt, kann ich andere Menschen mit den Augen der Liebe ansehen, lege ihnen, wenn ich kann, einen Mantel um, sortiere Klamotten bei der Kleiderbörse oder bringe einem syrischen Kind, dass ohne Eltern in Deutschland gelandet ist, deutsch bei, esse aus Sorge um das Klima und die nachfolgenden Generationen weniger Fleisch, … oder, oder, oder…

Vielleicht ist Jakobus so rebellisch, weil er anders als Paulus eine Gemeinde vor sich hat, die offensichtlich dachten: Wie ich lebe spielt keine Rolle. Hauptsache der Glaube. Vielleicht sind die sogar von Paulus selbst dahin gebracht worden. Denn Paulus musste in seinen Briefen an Christen mit jüdischem Hintergrund klarstellen, dass nicht mehr wie damals im Judentum üblich, die Treue zu allen Gesetzen und Geboten wichtig war, sondern eben zuerst der Glauben an Jesus Christus und die Haltung der Liebe. Ich kann komplett alles richtig machen im christlichen Sinne aber das alleine macht mich eben noch nicht zu einem Christen. Da muss schon beides zusammen kommen. Würde ich all meine Habe den Armen geben und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nur eine lärmende Pauke. Auf die richtige Haltung, auf den Glauben kommt es ihm an.

Vielleicht sind am Ende beide Positionen nicht so weit auseinander. Wenn Paulus vom Glauben ausgeht, der wichtig ist um vor Gott gut dazustehen und Jakobus die Taten betont, die dazu führen vor Gott gut dazustehen, dann sind das nur zwei Seiten derselben Medaille. Ein Glaube ohne Taten ist in der Tat fad und wiederspricht sich selbst. Wer glaubt oder anders gesagt, wer die Liebe Gottes lebt wird dadurch zu bestimmten Taten kommen. Liebe muss und wird sich immer durch ein bestimmtes Verhalten ausdrücken. Meine Haltung bestimmt mein Sein. Da kann nichts getrennt werden, so wie Jakobus das ja auch zum Schluss ausdrückt: Ohne den Geist ist der Körper tot. Genauso ist auch der Glaube tot, wenn er nicht in die Tat umgesetzt wird. Allerdings finde ich bei diesem Bild von Körper und Geist dass es umgekehrt besser zu Jakobus Betonung der Tat passen würde: Ohne Körper kann der Geist nicht existieren.

Liebe und dann tu was du willst hat Augustinus schon gesagt und führt uns letztlich auch wieder zur Liebesethik Jesu. Was ich als Christ tue sollte der Liebe Gottes, die Jesus gelebt hat entsprechen oder widerspiegeln. Daran was ich tue sollen die Menschen sehen, wes Geistes Kind ich bin. Und das was ich glaube und Gottes Liebe soll mir die Kraft dazu geben dies immer wieder zu tun und wird mir die Kraft geben es auch dann immer wieder zu versuchen, wenn ich scheitere und es nicht schaffe. Gottes Liebe macht sich nicht von der Perfektion unserer Taten abhängig, sondern ist immer da, damit wir immer wieder neu beginnen können den Glauben in die Tat umzusetzen, so gut wie wir das eben können. In diesem Sinne nochmal zu den Fragen vom Anfang:

  1. Wenn wir sterben und vor Gott stehen, dann wird er in seinem großem goldenen Buch nachsehen und die Entscheidung, wen er reinlässt, können wir ganz getrost bei ihm allein lassen. Aber vermutlich gilt:
  2. Ich muss nur dran glauben, dass Jesus für mich gestorben ist, dann komme ich in den Himmel.
  3. Wer als Christ bestimmte Dinge tut, verrät seinen Glauben, aber er bekommt eine Chance sich und sein Handeln aus dem Glauben heraus zu erneuern.
  4. Niemand ist „christlicher“ als viele die dauernd in die Kirche rennen, weil er vielen anderen Menschen hilft. So jemand ist einfach ein guter und menschlicher, vorbildlicher Mensch. Christ ist, wer seine Kraft aus dem Glauben an Jesus Christus bezieht.
  5. Jesus Christus ist die Brücke zu Gott, auch für die schlechten und bösen Menschen.

So lasst uns in diesem Sinne leben und die Liebe Gottes weitergeben und Kraft schöpfen aus seiner Gegenwart. Amen.

Predigten aus der Schlosskirche

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